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Geschichte

Sankt Sebastian Bruderschaft von 1380
Der Herbslebener Schützenverein kann auf eine der ältesten Traditionen in Deutschland zurückblicken. Mit einer Entstehung vor mehr als 625 Jahren gehören wir zu den 100 ältesten Schützenvereinigungen im Deutschen Schützenbund.

Die Anfänge des Schützenwesens in unserer Gemeinde sind in jener Zeit zu finden, da Landgraf Friedrich III. genannt der Strenge (1332 – 1381) und später dessen Bruder Balthasar (1336 – 1406) die Lehnsherrschaft über Herbsleben besitzen.

Eng verknüpft mit dem Aufschwung der mittelalterlichen Städte wird es notwendig, einen Schutz gegen die Übergriffe des Adels und der Fürsten zu schaffen. Vor dem Hintergrund, stets eine genügende Anzahl waffengeübter Bürger zur Verfügung zu haben, fördern die Städte das Schützenwesen durch die Verleihung gewisser Vorrechte an Schützen­gesellschaften und den besten Schützen, dem Schützenkönig. Schützenbruderschaften haben in der damaligen Zeit, neben dem Schutz der Ortschaften, in Kriegszeiten Geleitdienst zu versehen. Herbsleben liegt an der Hauptstraße zwischen Nordhausen, Weißensee und Erfurt. Das lässt vermuten, dass sich die durchziehenden Handels­wagen gegen ein Entgelt Geleit zum Schutz gegen umherlungerndes Gesindel und Strauch­ritter nehmen?

Der Landgraf Balthasar wird in einem Aufsatz von Albert Kayser als möglicher Begründer der Sankt Sebastian Bruderschaft um das Jahr 1380 angesehen. Die Sankt Sebastian Bruderschaft ist eine Schützengesellschaft, die sich nach ihrem Schutzpatron dem heiligen Sebastian nennt.

In der Reformationszeit ist die älteste heute bekannte Erwähnung der Sankt Sebastian Bruder­schaft zu finden. In einem Visitatorenprotokoll vom Dienstag nach Dionysii 1540 wird das Vermögen der Bruderschaft von 5 ½ alte Schock 3 Schneeberger reemptioness und 5 Pfund Wachs erwähnt.
Das älteste heute noch vorhandene Dokument der Sankt Sebastian Bruderschaft ist ein Erbbuch aus dem Jahr 1564. In diesem Erbbuch wird das Vermögen der Bruderschaft auf 123 Schock beziffert.

Erste Seite des Erbbuchs vom   27. Februar 1564
[Quelle: ThStAGo, Gemeindearchiv   Herbsleben Nr.30 Bl.3]

Ursprünglich sind es 50 Schützen, später im 16. Jahrhundert 85 und zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges sogar 100 Schützen, die sich der Bruderschaft anschließen.

Ihre Blütezeit erreicht die Sankt Sebastian Bruderschaft zu den Zeiten der Herren von Mila. Bernhard von Mila (1498 – 1561), fürstlicher Landhofmeister und Befehlshaber der Feste Grimmenstein in Gotha, hat 1554 sein Amt Bürgel gegen das Amt und Schloss Herbsleben getauscht.
Sein Sohn Wilhelm Bernhard von Mila (1552 – 1579) zeigt großes Interesse an der Bruderschaft. Er nimmt selbst an den Schießübungen teil und ordnet an, dass den Schützen an jedem Sonntag, an dem geschossen wird, ein Hosentuch (Stoff für eine Hose) oder 5 Ellen Barchent aus dem Amt gestellt werden.

Mit dem Tod von Wilhelm Bernhard von Mila wird der fürstliche Amtsschösser Michael Scherel zur Bewirtschaftung des Gutes und Amtes Herbsleben von den Herzögen eingesetzt. Den Schützen nimmt er die ihnen zugeteilten Rechte und lässt sogar Jahresrechnungen prüfen. Die Schützen wehren sich und beschweren sich in Coburg.

Die Bruderschaft ist während Ihres Bestehens sehr gesellig. Es werden regelmäßig Schützenfeste veranstaltet oder an Schützenfesten der umliegenden Orte teilgenommen, wie verschiedene Dokumente belegen.

Ab dem Jahr 1620 bekommt Herbsleben die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges zu spüren. Mit der Schellhardschen Plünderung vom 21. Mai 1627, kommt das Kleinod der Bruderschaft abhanden. Bald darauf verschwindet auch die Sankt Sebastian Bruderschaft aus der Geschichte.

[Kayser, Albert, Die Bruderschaft   St. Sebastian in Herbsleben, Herbsleben, um 1930
Zeyß Heinrich,   Geschichte des Marktfleckens Herbsleben. Verlag der Thienemann’schen   Hofbuchhandlung, Gotha 1873, S.70]

Schützenverein 1932